Sonntag, 23. Januar 2022

Geier kennen kein Erbarmen (Cahill United States Marshal)


Regie: Andrew V. McLaglen

Hilfe, mein Vati heisst John Wayne..

Als John Wayne 1976 als "Shootist" John Bernard Brooks seine Filmkarriere beendete, hatte er ca. 50 Jahre Erfahrung als Schauspieler. Seinen ersten Höhepunkt erlebte er 1939 als Ringo Kid in John Fords "Stagecoach" und seitdem war er ein gefeierter Star. Mit seinen stärksten Rollen in "Red River" (Tom Dunson), "Der scharze Falke" (Ethan Edwards) oder "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" (Tom Doniphon) brillierte er allerdings auch als Schauspieler, der vielschichtige, zerissene Charaktere spielen konnte - doch sein Ruhm als unsterbliche Legende wurde schon zu seinen Lebzeiten gesichert, so dass er in vielen Western - selbst in Genremeisterwerken wie Rio Bravo, El Dorado, Katie Elder - nicht nur als überlebensgroßer Übervater eingesetzt wurde. Es wurde vor allem mehr als deutlich, dass John Wayne sich irgendwann selbst spielt - einen harten Sturkopf, einen Charismatiker. Nach dem überzeichneten, grotesken Ichbild "Rooster Cogburn" für den er den Oscar erhielt, war er anschließend John Chisum, Big Jake und im Kinojahr 1973 US-Marshall Cahill in "Geier kennen kein Erbarmen" sowie ein Jahr zuvor der alternde Rancher Will Anderson mit seinen "Cowboys".
Im Grunde immer die gleiche Figur mit leichten Abwandlungen.
Gerade in den beiden letztgenannten Spätwerken standen ihm ganz junge Schauspieler zur Seite. Im Fall von "Geier kennen kein Erbarmen" sogar seine eigenen beiden Söhne, die er als Witwer und beinahe besessener Gesetzeshüter sehr oft alleine ließ.
Der Film erzählt also nicht nur die Geschichte von diesem gefürchteten Marshall Cahill, der die Gerechtigkeit liebt. Er erzählt auch davon, dass er vor allem ein lausiger Vater für seine zwei Söhne ist. Durch diese wochenlangen Jagden nach Verbrechern haben der elfjährige Billy (Clay O'Brien) und der etwas schwierige 17 jährigen Danny (Gary Grimes) so gar nichts von ihrem Vater. Aus Frust wegen dem Vater lassen sich die beiden Grünschnäbel, während der Abwesenheit des Vaters, von dem diabolischen Schurken Abe Fraser (George Kennedy) und seinen beiden Komplizen Struther (Morgan Paull) und Tildy(Scott Walker) überreden, die Bank in der Stadt auszurauben. Dabei wird eine Schlägerei im Saloon fingiert, die drei Gangster und Danny kommen somit für 24 Stunden hinter Gitter. Der jüngere Billy muss derweil eine Scheune anzünden. Wenn alle Mann mit den Löscharbeiten beschäftigt sind, holt Billy die Vier aus der Zelle und so kann die Gang gemütlich Geld von der Bank rauben.  Danach gehts wieder unbemerkt in die Zelle, die so immerhin ein wasserdichtes Alibi darstellt. Es gab aber Tote, was die Cahill Söhne natürlich nicht wollten, sie wollten mal Gesetzlose spielen, um ihren Vater damit zu strafen. Aber nun gibts kein Zurück. Während ihr Vater als lonesome Rider inmitten eines schneebedeckten Tannenwaldes, böse Outlaws an einem Lagerfeuer aufspürt, muss der kleine Billy das gestohlene Geld vergraben...

"Geier kennen kein Erbarmen" ist ein Film des Routiniers Andrew V. McLaglen, dessen bekannteste Filme "Die Wildgänse kommen" und "Der Mann vom großen Fluß" sind.
Mit John Wayne drehte er einige Filme, die allesamt recht erfolgreich an der Kinokasse waren, so auch dieser kurzweilige Genrebeitrag aus dem Jahr 1973. In einer Zeit als der Spätwestern mit viel Melancholie und progressiven Anteilen das einstmal so beliebte Genre beherrscht, ist McLaglens Film eher wieder als eine Hinwendung zum guten, alten Western mit beliebtem Gut und Böse Schema und den üblichen dramaturgischen Zutaten zu verstehen.
Aber Andrew V. McLaglen läuft in dieser kleinen Westernperle zur Höchstform auf. Für mich ist es einer seiner besten Filme.
Kameramann Joseph F. Biroc gelingen auch schöne, stimmungsvolle Bilder aus dem Wilden Westen, von denen man schwärmen kann. Die Handlung ist auch stark fokuisiert auf die beiden Jungs, die durch einen einzigen Fehler in Richtung schiefer Bahn sehr schnell merken, dass dieser Weg ein One Way Ticket ohne Rückfahrkarte bedeuten kann. Ihr Konflikt wird also immer auswegsloser.
Der Jungdarsteller Gary Grimes wurde bekannt durch "Summer of 42" und war nach seiner guten Leistung in McLaglens Film ausserdem in Richard Fleischers unterbewertetem Western "The Spikes Gang" zu sehen. Er beendete allerdings schon ein paar jahre später seine aktive Laufbahn als Hollywood-Jungschauspieler. 
Als Fährtensucher gibt es auch ein Wiedersehen mit Neville Brand.
Der Film ist ein Beinahe Klassiker geworden, den ich sehr gerne mag. Kann aber gut sein, dass da die Erinnerung an den Kinobesuch aus den Kindertagen für die gute Einschätzung verantwortlich ist.

Bewertung: 8 von 10 Punkte

Sinola (Joe Kidd)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Sturges

Joe Kidd...

Der Western "Sinola" heißt im Original "Joe Kidd" und gehört neben dem Charles Bronson Film "Wilde Pferde" zu John Sturges Spätestern. Mit diesen beiden Alterswerken konnte er nicht mehr an die riesigen Erfolge ab den 50er Jahren anknüpfen, wo er so großartige Genre-Klassiker wie "Der Schatz der Gehenkten", "Verrat im Fort Bravo", "Zwei rechnen ab", "Der Zug von Gun Hill" oder "Die glorreichen Sieben"  schuf.
Immerhin ist "Sinola" aber toll fotografiert und die Bildkompositionen von Bruce Surtees entschädigen das etwas unentschlossene Drehbuch, dass auch den Titelhelden "Joe Kidd" etwas schwankend darstellt. Dieser weiß nämlich in dier Geschichte nicht so ganz auf welche Seite er sich schlagen soll. Am Anfang des Films sehen wir den Titelheld, der von Clint Eastwood gespielt wird,  betrunken im Knast - wartend auf seine Verhandlung.  Er hat sich der Wilderei schuldig gemacht und hat in respektloser Manier vor das Gerichtsgebäude gepinkelt. Da haben die mexikanischen Kleinbauern, deren Fall vor Joe Kidd verhandelt wird, ganz andere Probleme. Deren Besitzurkunden ihres Landes sind wohl bei einem Brand vernichtet worden. Nun haben die Großgrundbesitzer endlich das Recht die Bauern von ihrem Land zu jagen. Sie haben ja keine Papiere über ihr rechtmässiges Eigentum mehr. Während Joe Kidd von Sheriff John Mitchell (Gregory Walcott) vor den Richter (John Carter) geführt wird, stürmt die Gruppe des politischen Aktivisten Luis Chama (John Saxon) das Gerichtsgebäude. Nur mit einer List gelingt es dem gewitzten Joe Kidd die geplante Geiselnahme des Richters zu vereiteln. Chama kann fliehen, Joe erschließt einen der Mexikaner. Doch nun ist die Jagd auf ihn freigegeben. Bereits am anderen Tag trifft der passionierte Jäger und Großgrundbesitzer Frank Harlan (Robert Duvall) in Sinola ein. Er hat eine fiese Gruppe von Kopfgeldjägern (u.a. Paul Koslo, Don Stroud, James Wainwright) mitgebracht, will Chama erledigen und ist sehr interessiert an der Mitarbeit von Joe Kidd, der der beste Fährtenleser sein soll und auch ein Vorleben als gefährlicher Kopfgeldjäger hatte. 500 Dollar werden geboten, aber Joe Kidd lässt sich nicht kaufen. Er lehnt zuerst ab. Al Joe Kidd auf seine Ranch zurückkehrt, wurde diese schon von Chama überfallen. Nun ändert Joe Kidd seine Meinung und schließt sich der Menschenjagd an. Auf der Reise in die Berge merkt Joe aber dass er sich vielleicht doch der falschen Seite angeschlossen hat. .Während ihrer Suche treffen sie auf Helen Sanchez (Stella Garcia), der Frau von Chama. Sie nehmen sie mit und als sie ein mexikanische Bergdorf erreichen, in dem sie den Geflüchteten vermuten, werden sie von den umliegenden Bergen aus beschossen. Harlan nimmt die Dorfbewohner gefangen und treibt sie in die Kirche. Sollte Chama sich nicht stellen, dann werden im Morgengrauen die ersten fünf Menschen getötet. Nun muss Joe Kidd handeln....


und dies passiert natürlich sehr routiniert und spannend, wie man es sich bei einem Clint Eastwood Western auch wünscht. Allerdings kann sich "Joe Kidd" nicht mit dem großen Western-Meisterwerk-Quartett des Schauspielers, bestehend aus "Ein Fremder ohne Namen", "Der Texaner", "Pale Rider" und "Erbarmungslo", messen. Dies liegt auch daran, dass der Film über weite Teile recht unentschlossen vor sich hin plätschert und man dann nur die tollen Bilder hat. Obwohl es ja nicht mal ganz so reizlos ist einen Helden zu sehen, der erst mal ein paar Denkanstöße braucht, um zu wissen, wem er helfen soll. Mit Robert Duvall hat er auf alle Fälle einen guten Kontrahenten, auch ein weiterer Kopfgeldjäger (Don Stroud) wird zu Joe Kidds Feindbild. Sehr gut inszeniert ist die Szene, in der Joe im Bergdorf gegen die Killer vorgeht.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.