Dienstag, 15. Februar 2022

Missing


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ron Howard

Von Indianern und Schamanen...

Seit dem Fordschen Abgesang Liberty Valence oder Peckinpahs Sacramento  wurde der konventionelle Western immer wieder zu Grabe getragen, doch er taucht immer wieder alle Jahre mit einem starken Comeback als s.g. Spätwestern auf - und darin tauchten vermehrt gebrochene Charaktere auf und kämpfen sich durch die unendliche Weite des rauhen Landes.
Tatsächlich entstanden ab den 70s eine ganze Reihe vorzüglicher Spätwestern, die keine Helden mehr aufwiesen, dafür aber desillusionierte Kämpfer, die sich der rauhen, dreckigen, brutalen Umgebung inzwischen angepasst haben.
Wer das Westerngenre liebt, der liebt auch diese späten, um Realismus bemühte Werke.
Die Highlights finden sich schnell: Jeremiah Johnson, MacCabe and Mrs. Miller,700 Meilen westwärts, Erbarmungslos oder auch Costners Tanz mit dem Wolf. Die Liste ist sehr lang.
Im Jahr 2003 tauchten sogar zwei sehr interessante Western fürs große Publikum auf. Kevin Costner inszenierte "Open Range" und Ron Howard, der mit seinem Vorgängerfilm "A beautiful Mind" den Oscar gewann, entschied sich ebenso für einen Western als Nachfolgeprojekt. Sein Film heißt "The Missing" und orientiert sich dabei ein bisschen an John Fords legendärem "Der schwarze Falke", bei dem Ethan Edwards und Martin Pawley die Verfolgung der Indianer aufnehmen, die Ethans Nichte Debbie verschleppt haben.In "The Missing" geht ein ungleiches Vater-Tochter Gespann auf die Suche nach der entführten Lilly Gilkeson (Evan Rachel Wood). Deren Mom ist die Farmersfrau Magdalena Gilkeson (Cate Blanchett), die noch eine jüngere Tochter (Jenna Boyd) hat und mit Brake Baldwin (Aaron Eckhard) zusammenlebt. Ihre Mutter ist schon lange tot, weil der Vater (Tommy Lee Jones) sich irgendwann einmal entschieden hat seine Familie zu verlassen, um bei den Indianern zu leben. Viele Jahre ließ sich der ruhelose Geist nicht blicken, doch dann taucht er plötzlich wieder auf. Er weiß, dass seine Tochter sich auch als Heilerin betätigt und sie soll ihn gesund machen. Das Wiedersehen wird für Magdalena zum Alptraum. Sie will, dass ihr Erzeuger schnell wieder verschwinden. Doch sie wird ihn noch brauchen, denn am nächsten Tag wird ihr Freund von herumziehenden Indianern bestialisch ermordet und die ältere Tochter von der seltsamen wie aggressiven Gruppe verschleppt. Der Vater hat bei den Apachen gelebt und kann die Fährte besser aufnehmen als jeder Andere. Bei der Suche nach Lilly kommen sich Vater und Tochter wieder näher. Doch der Zuschauer weiß, dass sich die Suchenden mit einem extrem gefährlichen und starken Gegner anlegen werden. Der Führer dieser Indianergruppe auf dem Kriegspfad ist Pesh-Chidin (Eric Schweig), ein Medizinmann und Hexer, mit enormen Fähigkeiten..

 
"The Missing" wird auch getragen von der exzellenten Kameraarbeit von Salavatore Totino, der sehr oft mit Ron Howard zusammenarbeitet. Totino fängt betörend spröde und brutale Bilder ein, die mit den grossen Klassikern des Spätwesterns auf jeden Fall mithalten können.
Regisseur Ron Howard setzt sehr stark auf einen mystischen, schamanischen Touch. der ihm gesamthaft auch hilft den Zufall "Verlorener Vater kehrt heim und sucht gemeinsam mit der ihn hassenden Tochter die verlorene Enkelin" plausibel zu machen. Diese übergeordnete, religiöse Ebene begleitet die Handlung bis zum Ende.
Und die nahende Präsenz des Bösewichts sorgt natürlich für die Aufrechterhaltung der Spannung. Und Eric Schweig als Indianischer Hexer ist wirklich ein fieser Bösewicht, der völlig unberechenbar scheint. 
Seltsamerweise macht die Figur, die Tommy Lee Jones verkörpert einige Wandlungen durch. Er kommt als Indianer, wird dann eine Zeitlang wieder ein bisschen zum weißen Mann, der Familie hat, bevor er als Indianer den Showdown entscheidet.  Sein "Chaa-duu-ba-its-iidan" - so wird er bei den Apachen genannt - ist tatsächlich ein unruhiger Geist, der immer wandern muss.
Ein Western mit dem gewissen Etwas.
 
Bewertung: 8 von 10 Punkten

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