Regie: Ti West
Rache für Abbie...
Ich mag eigentlich
keine Filme, in deren Handlungsverlauf ein Tier zu Tode kommt. Doch "In a
Valley of Violence" von Ti West aus dem Jahr 2016 ist ein guter
Genrevertreter und als Tierliebhaber kann ich mich sehr gut mit der
Hauptfigur Paul identifizieren, der mit seinem Hund Abbie und dem Pferd
Lady auf Wanderschaft ist. Er wird im Laufe der Handlung zum extremen
Rächer, denn die treue Hündin Abbie (gespielt von Jumpy) wird von vier
Männern getötet, die Paul einen Denkzettel verpassen wollen. Da bleibt
Paul nichts anderes übrig als den Tierquälern die gerechte Strafe zu
verpassen.
Ti West wurde bekannt durch die Horrorfilme
"House of the Devil" und "Cabin Fever 2", vom dem er sich aber
distanzierte, weil er mit der Schnittfassung nicht zufrieden war.
"In
a Valley of Violence" lief in den USA nur in ausgewählten Kinos. In
Deutschland gabs auf dem Filmfest Oldenburg eine Kinoaufführung,
ansonsten wurde der Western aber erst durch die Veröffentlichung auf DVD
und BluRay einem größeren Publikum zugänglich. An der Besetzung liegt
es sicher nicht, denn Ti West, der auch das Drehbuch schrieb, konnte
Ethan Hawke und John Travolta als Hauptdarsteller gewinnen.
Ethan
Hawke spielt diesen Wanderer, der mit Hund und Pferd unterwegs ist und
kein eigentliches Ziel hat. Der Hund Abbie ersetzt dem Eigenbrötler den
Kontakt zu anderen Menschen. Als ehemaliger Soldat, so erfährt man immer
mehr im verlauf der traurigen Geschichte, hat er viele schreckliche
Dinge nicht nur gesehen, sondern war auch aktiv am Töten beteiligt. Er
redet mit dem Hund über "seine Cathy", die er schon lange nicht mehr
gesehen hat. Irgendwann wird klar, dass es diese Cathy noch gibt, ja
sogar ein Kind von Paul hat, aber der Mann war durch seine Erlebnisse
nicht mehr in der Lage zu ihr und zur Bürgerlichkeit zurückzukehren. In
dem Kaff Denton kommt es auch zu einer schicksalhaften Begegnung mit dem
Rüpel Gilly Martin (Martin Ransone), der Paul provoziert und ihn zum
Duell bzw. Kampf herausfordert. Das Ganze endet mit einer blutigen Nase
des großspurigen Angebers und er lässt sich von seiner Freundin Ellen
(Karen Gillan) verarzten. Ellens jüngere Schwester Mary Anne (Taissa
Farmiga) findet es total cool, dass endlich mal ein Mann vorbeikam, der
dem Großmaul eine Lektion erteilt hat. Doch leider ist Gilly auch der
Sohn und Deputy des hiesigen Marshalls Clyde Martin (John Travolta). Der
fordert den Mann auf die Stadt zu verlassen und nie mehr
wiederzukommen. Das hat Paul auch nicht vor. Aber in der Nacht wird er
von Gilly und seinen drei Handlangern überfallen und vor seinen Augen
wird Abbie erschossen. Obwohl Paul um das Leben der Hündin bat. Paul
selbst wird in einen Abgrund geworfen. Die Täter glauben, dass er genug
hat. Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass Paul seinen tierischen
Begleiter ohne Gnade rächen wird....
Und
das ist auch gut so. "In a Valley of Violence" ist eine Art John Wick
im Westerngewand und Ethan Hawke wirkt dabei sehr glaubwürdig als
ziellos herumreitender Wanderer, der den Kontakt zu den Menschen
verloren hat. Die Musik von Jeff Grace ist sehr markant und passt zum
Szenario. Als Mädchen, das dem Fremden am Ende hilft ist auch Taissa
Farmiga sehr gut besetzt. Taissa ist die Schwester von Vera Farmiga
(Conjuring). Natürlich kommt die Rachestory nicht ohne Verweise an
frühere Klassiker aus. So schwingt in der Beziehung zwischen Ethan Hawke
und John Travolta, der seinen Sohn schützen will auch ein bisschen von
John Sturges "Der letzte Zug von Gun Hill" mit, bei dem zwischen zwei
ehemaligen Freunden (Kirk Douglas und Anthony Quinn) Feinde werden, weil
Douglas seine Frau rächen will, die vom Sohn von Quinn vergewaltigt und
ermordet wurde. Neu und innovativ ist aber in Ti Wests Film, dass ein
Tier den gleichen Stellenwert in einer Freundschaft einnehmen kann wie
ein Mensch. Und das ist doch grundsätzlich eine schöne Idee, weil ich
Tiere auch als gleichwertig ansehe.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
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