Regie: Philipp Kaufman
Der letzte Coup des Cole Younger...
Jesse Woodson James (5. September 1847 - 3. April 1882) ist einer der
berühmtesten amerikanischen Banditen. Nach seinem Tod wurde das Mitglied
der James und Younger Bande eine legendäre Figur des Wilden Westens. In
Dutzenden von Filmen wurde sein Leben und Wirken wiedergegeben. Im
ersten Film "Jesse James under the Black Flag" aus dem Jahr 1921 spielte
sogar Jesses Sohn Jesse James jr. die Titelrolle. Berühmt wurden "Jesse
James, Mann ohne Gesetz" (Henry King, 1939 mit Tyrone Power) und die
Fortsetzung "Rache für Jesse James" (Fritz Lang, 1940). Es folgten "Ich
erschoß Jesse James" von Samuel Fuller und "Rächer der Enterbten" von
Nicholas Ray. Besonderen Kultstatus bei den Westenfans hat natürlich
auch die Walter Hill Verfilmung "Long Riders" aus dem Jahr 1980. Im Jahr
2007 legte Regisseur Andrew Dominic mit seinem gelungenen "Die
Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" das Augenmerk
auf den Mörder von Jesse James. Auch Philip Kaufmanns "Der große
Minnesota Überfall" ist auch eher ungewöhnlich: Er stellt Jesse James
Spießgesellen Cole Younger in den Mittelpunkt der Geschichte.
Und obwohl der großartige Darsteller Robert Duvall den Jesse James
verkörpert, spielt er in Kaufmanns Film nur die zweite Geige - Cliff
Robertson (Der Kandidat, Schwarzer Engel, Oscar für "Charly") dominiert
mit seiner sehr guten Rolle den gelungenen Spätwestern.
Der Film schildert diesen "Great Northfield, Minnesota Raid", der sich
tatsächlich am 7. September 1876 zugetragen hat. Sein Ausgang wird in
Northfield sogar jährlich mit einem fünftägigen Volksfest mit
zahlreichen Attraktionen, darunter die Inszenierung des Überfalls,
gefeiert. Damals - in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts waren die
James Brüder (Robert Duvall/John Perce), die Younger Brüder (Cliff
Robertson, Lukas Askew, Matt Clark) und weitere Kumpane (R.G. Armstrong,
Wayne Sutherlin) bereits berüchtigte Banditen. Doch nach den Wirren des
Amerikanischen Bürgerkriegs wird der Bande in ihrem Heimatstadt
Missouri zunächst Amnestie gewährt. Vor allem Cole Younger verspricht
sich viel davon, denn dies würde bedeuten, dass man das Banditenleben
aufgeben könnte und wieder in der bürgerlichen Gemeinschaft aufgenommen
wäre. Doch die Pinkerton Detektive, engagiert von der Eisenbahn, denken
nicht daran, sich an die Amnestie zu halten. Sie machen weiterhin Jagd
auf die Banditen - tot oder lebendig und engagieren Auftragskiller. Auch
Jesse und sein Bruder Frank planen weiterhin unbeirrt weitere
Überfälle. Gemeinsam mit einigen Bandenmitgliedern machen sie sich auf
den Weg nach Northfield, um dort die Bank zu überfallen. Cole zieht es
auch in den Norden - wie er sagt - um Jesse von einer großen Dummheit zu
bewahren. Er will sogar vor Jesses Männern mit seiner Gruppe zuerst in
der Stadt sein. Unterwegs erfährt er, dass die Amnestie auf sehr
wackeligen Beinen steht, denn sie soll durch die Bestechung der
entsprechenden Politiker sogar bald wieder aufgehoben werden.
Tatsächlich ist Younger mit seinen Männern zuerst in der Stadt, wo sich
angeblich die größte Bank weit und breit befindet. Doch zuerst soll die
Bank noch ordentlich mit Geld der Bürger befüllt werden. Younger macht
den Bankier Wilcox (Robert H. Harris) zu einem Komplizen. Der allerdings
ahnt nicht, dass der Viehbaron, für den Younger sich ausgibt, die Bank
berauben will. Mittlerweile taucht auch Jesse mit den Männern auf.
Leider wird der Überfall zum Desaster und nun sind nicht nur die
Pinkerton Detektive auf ihren Fersen, sondern auch ein zu allem
entschlossener Lynchmob braver Bürger aus Northfield (Dana Elcar/Donald
Moffat u.a.). Eine Mitglieder der Bande werden im Kugelhagel erschossen.
Mit einem Verletzten im Schlepptau findet die Bande vorerst ein
Versteck bei einer alten Granny (Madeleine Taylor Holmes)....
Ich finde Kaufmanns Western sehr gelungen. Er hat als Regisseur zwar nur
13 Filme vorzuweisen, aber es befinden sich einige Kultfilme in seiner
Filmographie: Vor allem das Remake der Bodysnatchers "Die Körperfresser
kommen" ist ein großartiger Horrorbeitrag aus den 70ern. Auch "The
Wanderers" genießt inzwischen Kultstatus. Sein Luft- und Raumfahrtfilm
"Der Stoff, aus dem die Helden sind" kam sogar zu Oscarehren (Ton,
Schnitt, Musik, Toneffektschnitt) und für "Die unerträgliche
Leichtigkeit des Seins" bekam er gemeinsam mit Jean Claude Carriere eine
Oscarnomnierung für das beste adaptierte Drehbuch. "Der große Minnesota
Überfall" zeigt einen Cliff Robertson in Hochform und Kaufman setzte
auf bewährte Zutaten des 70er Jahre Spätwesten und überzeugt durch
mächtig viel Zeitkolorit.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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