Sonntag, 13. Februar 2022

Neues aus der Welt (News of the World)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Paul Greengrass

Der Nachrichtenerzähler...

Die Filme des britischen Regisseur Paul Greengrass waren bisher thematisch verankert im "Jetzt und Hier" und bieten dem Zuschauer trotz des Actiongehalts immer wieder Gelegenheit über unsere Zeit nachzudenken, so verfilmte er mit "Flug 93" einen Teil des Dramas, das sich am 11. September 2001 in den USA abspielte. "Bloody Sunday" handelte von dem irischen Blutsonntag im Jahr 1972, an dem 27 Demonstranten niedergeschossen wurden. "Captain Philipps" griff das brisante Thema des Piratenangriffs auf die Maersk Alamba auf, "Green Zone" führte den Zuschauer ins  Krisengebiet Bagdad und selbst die actionreichen "Bourne" Filme strafte die Agenten-Wohlfühlatmosphäre mit dem Superhelden James Bond ein für alle mal Lügen.
"Neues aus der Welt" fällt da zuerst völlig aus dem Rahmen, denn es ist ein Western. Wenn man dann aber genau hinschaut, dann ist dieser Genrebeitrag nicht etwa aus der Zeit gefallen, sondern handelt vom Thema "Entwurzelung", was heute wieder genauso aktuell angesehen werden kann als im Jahr 1870, in dem die Geschichte spielt.
Das Land ist durch den Bürgerkrieg immer noch gespalten und Greengrass lässt den Zuschauer teilhaben an einer Odyssee durch den Wilden Westen. Zumindest 400 km davon sind zu überbrücken und die Reise wird natürlich auch zu einer Reise in Richtung eigene Identität.
In diesem Jahr 1870 verdient Captain Jefferson Kyle Kidd (Tom Hanks) ein ehemaliger Offizier der Konföderierten seinen Lebensunterhalt durch das Lesen von Nachrichten. Er ist ein Wanderer, der es nicht geschafft hat, in seine Heimat zurückzukehren. Bepackt mit vielen Zeitungen reist er von Ort zu Ort, um den Leuten die Nachrichten aus aller Welt nahezubringen. Die Menschen sind sehr interessiert und seine Lesungen sind jedesmal gut besucht. Er lebt von den Spenden dieser Zuschauer. Gelegentlich kommt es bei politischen Themen, die er vorliest, auch zu Streit und die Veranstaltung muss vorzeitig abgebrochen werden. Eines Tages entdeckt er auf der Straße zum nächsten Ort einen umgestürzten Wagen und abseits der Straße an einem Baum sieht er einen aufgehängten dunkelhäutigen Mann. Aus seinen Papieren geht hervor, dass er mit einem kleinen Mädchen, dass jahrelang bei den Indianern lebte, unterwegs war, um sie wieder zu ihren nächsten Verwandten zu bringen. Tatsächlich ist dieses Mädchen noch am Ort des Geschehens. Diese Johanna Leonberger (Helena Zengel) stammt aus Deutschland, hat als kleines Kind ihre Eltern bei einem Indianerangriff verloren und lebte seither bei den Kiowa. Sie spricht auch nur diese Sprache und Kidd versucht natürlich das kleine Mädchen wieder loszuwerden, doch er wird im Laufe der Geschichte erkennen müssen, dass keiner sich für die Kleine zuständig fühlt. Und so entscheidet sich der Captain das Mädchen die 400 Km durch gefährliches Gebiet selbst zu ihrem Onkel zu bringen...

Auf dieser Reise begegnen sie drei fiesen Banditen, die das Mädchen zur Prostitution zwingen wollen, einer Gruppe rassistischer Milizionäre und schließlich auch noch einem Sandsturm und einigen Kiowa, die beinahe schon ziellos durch die Prärie irren. Greengrass hat einen sehr interessanten und subtilen Western gemacht, der vor allem durch die beiden grandiosen Darstellungen von Tom Hanks und der extrem talentierten Helena Zengel (Systemsprenger) lebt. Die junge deutsche Schauspielerin wurde auch für ihre Rolle der Johanna bzw. Cicada (Kiowa-Name) mit einer Golden Globe Nominierung als beste Nebendarstellerin gelobt. Ausserdem war der atmosphärisch dichte Western für vier Oscarnominierungen gut (Kameramann Dariusz Wolski, Filmmusik, Ton und Szenenbild). Der Netflix Film lief in den USA ab Dezember 2020 in den Kinos, trotz der Einschränkung durch die Corona Pandemie konnte der Film 13 Millionen Dollar in den US-Kinos Kasse machen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

 

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