Montag, 28. Februar 2022

The Hateful Eight (The Hateful Eight)


Regie: Quentin Tarantino

Was wirklich in Minnies Kurzwarenladen geschah...

Es wurde noch gar nicht gebührend vermerkt, aber das Filmjahr 2016 scheint große Western hervorzubringen: Nach dem wuchtigen Trapperfilm "The Revenant" von Alejandro Gonzalez Inarritu und dem fiesen Schlachterwestern "Bone Tomahawk" von S. Craig Zahler kann auch Quentin Tarantino seinen zweiten Western in Folge präsentieren. Und "The Hateful Eight" ist um soviel anders als "Django Unchained", seine vielberühmte Spaghetti-Westen Hommage aus dem Jahr 2012. Der US-Autorenfilmer scheint sich mit seinem neuen Werk wieder an seine ursprünglichen Stärken zurückzuerinnern und verzichtet auf das Zusammenfügen großer Filmzitate und Liebeserklärungen auf das Kino von Gestern. "The Hateful Eight" erinnert irgendwie an die Dialoglastigkeit seines erstes Riesenerfolgs "Reservoir Dogs", der auch nur einen begrenzten Handlungsort zur Verfügung stellte. Und so wird "Minnies Kurzwarenladen", eine Herberge irgendwo in der Wildnis von Wyoming, zum Hauptort der Handlung. Hier laufen die Fäden der Geschichte zusammen und hier kommt es auch zum ultimativen brutalen Höhepunkt der Story. Einige Kritiker haben Tarantino natürlich angelastet, dass er statt großer Landschaftsbilder, die gute Spätwestern auszeichnen, weitestgehend verzichtet und stattdessen den Focus auf eine kammerspielartige, theaterhafte Inszenierung im warmem Zufluchtsort legt, während draussen ein fieser Schneesturm tobt. Der Film spielt einige Jahre nach dem Sezessionskrieg und in bei Minnie Mink (Dana Gurier) treffen acht hasserfüllte Charaktere aufeinander. Denn dort kommt schon die zweite Postkutsche an. Der Kutscher O.B. Jackson (James Park) soll den gut zahlenden Fahrgast John Ruth (Kurt Russell), genannt "Der Henker" und seine Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) nach Red Rock bringen, dort kassiert Kopfgeldjäger Ruth 10.000 Dollar für die steckbrieflich gesuchte Frau. Er musste aber auf der Fahrt durch die winterliche Landschaft zwei Männer in der Kutsche mitfahren lassen. Der erste...so ein Zufall...ist ebenfalls ein gefürchteter Kopfgeldjäger. Dieser Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) hat drei tote Banditen bei sich für die er in Red Rock ebenfalls 8.000 Dollar kassieren kann. Doch es herrscht sehr viel Verkehr in dieser einsamen Winterlandschaft. Ein gewisser Chris Mannix (Walton Goggins) behauptet sein Pferd verloren zu haben und ausserdem wäre er der neue Sheriff von Red Rock. So kommen sie zu fünft endlich zur Herberge. Zu Warrens Überraschung ist Minnie gar nicht da und scheint ihre Herberge einem Mexikaner (Demian Bichir) während ihrer einwöchigen Abwesenheit überlassen zu haben. In der Herberge sind weitere Gäste. Ein alter schweigsamer Konföderirtengeneral Sanford Smith (Bruce Dern), der Cowboy Joe Gage (Michael Madsen) und der Brite Oswaldo Mobary (Tim Roth), der behauptet, dass er als Henker in Red Rock gebraucht wird. Keine Frage, hier hat sich mit den acht Hauptfiguren ein illustres Pulverfass versammelt und erst langsam durchschaut der Zuschauer den doppelten Boden in diesem Raum...

Natrülich darf man mal wieder den sehr unkonventionellen Inszernierungsstil von Tarantino bewundern, der in diesem fast dreistündigen Western nach dem Höhepunkt und Showdown noch eine Rückblende auf die Ereignisse präsentiert, ehe die Geschichte komplett erzählt wurde. Er kann sich wie immer auf ein herrlich aufgelegtes Schauspieler-Ensemble verlassen. In kleineren Rollen sind auch Channing Tatum und Zoe Bell zu sehen. Die besten Szenen haben Kurt Russell und Samuel L. Jackson bekommen. Aber auch die Figur, die Walton Goggins spielt, bekommt iimmer mehr Profil im Laufe der Geschichte. Der Schlagabtausch in Form von interessanten Dialogen ist natürlich sehr Tarantino typisch und an manchen Stellen wieder genial. Von einigen Kriikern wurde der Film als geschwätzig bezeichnet, manche fanden diesen Western auch sperrig. Der Einwand mit der Geschwätzigkeit muss man wohl so stehen lassen, aber genau dies war auch ein positiver Faktor seiner Meisterwerke "Reservoir Dogs", "Pulp Fiction" oder "Jackie Brown". Hier ist wieder mehr darin zu finden als in "Django Unchained" oder "Inglorious Basterds". Sperrig finde ich den Film aber überhaupt nicht. Er ist als Western sogar um einiges eingeständiger als sein Vorgänger und er kann trotz der Kammerspielinzenierung bis zum Schluß gekonnt die Spannung aufrechterhalten. Die Figuren sind halt wie immer markant gezeichnet und man interessiert sich für sie. Bei der Oscarverleihung konnte Enno Morricone den Oscar für die beste Filmmusik erhalten. Ausserdem hört man auch einen Song von Roy Orbison im Abspann. Nominiert wurden auch Nebendarstellerin Jennifer Jason Leigh und Kameramann Robert Richardson.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

 

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