Dienstag, 15. Februar 2022

Lawman (Lawman)


Regie: Michael Winner

Gesetz und Ordnung...

 Kritikerpapst Roger Ebert bezeichnete den Briten Michael Winner als eher mittelmässigen Regisseur, der allerdings durch einen konsequenten Stil auffällt. Mit letzterem hat er sicherlich Recht und inzwischen urteilt man vielleicht über sein Können als Filmemacher etwas besser, denn immerhin gehen einige überragende Genreklassiker der 70er Jahre auf sein Konto: Kalter Hauch, Ein Mann sieht rot, Chatos Land...allesamt veredelt durch die Präsenz vom großartigen Charles Bronson.
Aber auch Burt Lancaster gehörte zu Winners bevorzugten Darstellern. Mit Burt Lancaster drehte er "Scorpio, der Killer" und den 71er Spätwestern "Lawman".
Der reiche Rancher Vincent Bronson (Lee J. Cobb)  hat gemeinsam mit seinen treu ergebenen Cowboys einen Viehtransport aus dem aufstrebenden Städtchen Sabbath über den Kiowa gebracht. Auf dem Rückweg kommen sie in der Kleinstadt Bannock vorbei, einige seiner Männer betrinken sich sinnlos im Saloon und  schießen im Rausch wild um sich, verursachen einen Häuserbrand und töten dabei - eher aus Versehen - einen alten Mann. Wochen danach reitet Marshall Jered Maddox mit der Leiche eines der gesuchten Männern und Haftbefehlen für die Männer Vernon Adams (Robert Duvall), Jack Dekker (Ralph Waite), Harvey Stenbaugh (Albert Salmi) und Hurd Price (J.D. Cannon) nach Sabbath.
Die Bürger der Stadt sind vom Rancher Bronson alle abhängig, er ist der Geldgeber und Patriarch der Stadt.
Selbst Sheriff Cotton Ryan (Robert Ryan) sitzt nur deshalb auf diesem Posten, weil Bronson es so will.
Sein ein und alles ist sein Sohn Jason (John Beck) und Ziehsohn Harvey Stenbaugh, der auch per Haftbefehl gesucht wird.
Bronson will mit dem "Lawman" Maddox verhandeln, er bereut die Tat seiner Männer und hofft, dass das Prinzip "Geben-Nehmen" auch bei Maddox zieht. Doch der Gesetzeshüter ist ein knallharter Prinzipienvertreter und in keiner Weise käuflich. Er zieht seine Mission ohne Gnade durch, auch seine ehemalige Geliebte Laura (Sheree North) kann seine harte Gangart dem Gesetz alles unterzuordnen nicht verändern. Sie ist inzwischen mit einem der gesuchten Männer verheiratet. Die Situation droht zu eskalieren: Bronsons Männer wollen mit der Pistole regeln, die Bürger von Sabbath möchten den furchteinflössenden Gesetzeshüter ebenfalls - egal wie - loswerden. Es gibt erste Tote...

Michael Winner inszenierte seinen "Lawman" als eine Art Mischung aus klassischer Machart und des Italowesterns.
Dabei ist ihm ein sehr spannender Genrebeitrag gelungen, der vor allem durch die drei glänzend aufspielenden Stars Lancaster, Ryan und Cobb auffällt. Auch die Nebenrollen sind mit Darstellern wie Albert Salmi, Robert Duvall, J. D. Cannon, John McGiver, Jospeh Wiseman, Richard Jordan, Ralph Waite oder John Beck sehr gut besetzt. Dabei wird das im Genre gängige und beliebte Gut und Böse Schema gehörig auf den Kopf gestellt. Der Film zeigt vielmehr gezeichnete Männer, die ihre besten Jahre schon erlebt haben und die durch die Pionierzeit geprägt wurden.
Maddox erscheint zuerst als geradliniger, gesetzestreuer Marshall, der persönliche Bedürfnisse unter das Gesetz stellt. Im Laufe der Handlung wird aus dieser vermeintlichen Tugend eine üble Besessenheit bis der Showdown sogar ein noch weitaus erschreckenderes Gesicht unter der Maske offenbart.
Sein Berufskollege Cotton Ryan ist ein heruntergekommener Mann, den seine eigenen Korruptheit anwidert, sie jedoch nicht aufgeben kann, weil sie Vorteile bringt. Erst nach und nach erinnert er sich an seinen ehemals aufrechten Charakter und handelt ein bisschen danach.
Bronson ist der typische Patriarch, ein Mann der das weite Land nur gewinnen konnte, indem er gegen Indianer und viele andere Feinde siegreich war. Ein Mann, der die ganze Stadt beherrscht, aber im Grunde seines Herzens ein Menschenfreund ist. In einer schönen Sequenz steht er nachts unter dem Sternenhimmel vor seinem Land und erinnert sich an früher und schwärmt seinem Gegenüber, dem unbesonnenen Cowboy Choctaw Lee (William Watson), vom großartigen Volk der Komantschen. Er solle nie glauben, dass die Indianer hinterhältig und böse waren.
"Lawman" ist durch dieses besondere Augenmerk auf den Charakter der Männer ein klasse Western - möglicherweise der am meisten unterschätzte Spätwestern überhaupt. Für mich ein Meisterwerk.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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