Regie: Sydney Pollack
Der unsterbliche Mann der Berge...
Mit "Jeremiah Johnson" aus dem Jahr 1972 arbeitete Regisseur Sydney
Pollack bereits zum zweiten Mal erfolgreich im Westernfach. Bereits sein
1968 entstandener "Mit eisernen Fäusten" (Original: The Skalphunters)
überzeugte Filmkritiker und Publikum. Und obwohl der Regisseur mit "Nur
Pferden gibt man den Gnadenschuß" einen erfolgreichen Vorgängerfilm
ablieferte, war das Budget für "Jeremiah Johnson" so gering, dass selbst
der große Filmstar Robert Redford nicht einmal eine Umkleidekabine zur
Verfügung gestellt werden konnte. Die Dreharbeiten fanden im
Wasach-Gebiet statt und die gesamte Filmcrew war mit dem starken
Schneefall dort konfrontiert - keine leichte Aufgabe. Vielleicht waren
es gerade diese schwierigen Bedingungen, dass Pollack zur Höchstform
auflief. Sein Vorhaben den zähen Mountain Man und das fast unbewohnbare
Gebirge in allen Facetten zu schildern gelang bestens. Selten wurde eine
Geschichte über den alten, noch wilden Westen so authentisch und
poetisch dargestellt wie hier. Auch wenn Pollack später noch größere
Erfolge wie "Tootsie" oder "Jenseits von Afrika" schuf - er war nie
wieder so gut wie mit "Jeremiah Johnson". Lediglich der Vorgängerfilm
"Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß" hat die gleiche Klasse.
Der Film basiert sowohl auf dem Roman "The Mountain Man" von Vardis
Fisher als auch der Erzählung "Crow Killer" von Raymond W. Thorp und
Robert Bunker. Beide Geschichten befassen sich mit der Lebensgeschichte
des John Jeremiah Johnson, der tatsächlich gelebt hat und zu den
US-Westernlegenden gehört.
Die Story beginnt um das Jahr 1850. Die Zivilisation im immer noch
wilden Westen wächst stetig. Diesem Treiben ist der Ex-Soldat Jeremiah
Johnson (Robert Redford) überdrüssig. Er sucht die neue Herausforderung
und ein gewisses Einsiedlerleben. Diesen Wunsch können die Berge des
Colorado Territory erfüllen. Dort hat es nur wenige Neubürger
hingezogen. Es ist das Land der Indianerstämme: Den wilden Crows, den
Schwarzfußindianern und den Flatheads. Ansonsten herrscht hier Stille
und Einsamkeit. Die Leiden und Entbehrungen des ersten Winters sind
entmutigen. Aber immerhin findet er ein 50 Kaliber Hawken Bärentöter aus
der toten Hand des Hatchet Jack, einem der Männer, die ebenso dieses
Leben in der Abgeschiedenheit suchten und dort lebten. Jacks letzter
Wille war es, dass der Mann, der seine Leiche findet, sein Gewehr
bekommt. Gott möge es ermöglichen, dass es ein weißer Mann sei. Mit
seinem neuen Gewehr stört Johnson unbeabsichtigt die Jagd des äusserst
exzentrischen Grizzlyjägers Chris Lapp (Will Geer). Doch der lehrt ihn,
was man in den Bergen wissen muss, um ein guter Jäger und Fallensteller
zu werden. Immer wieder kreuzt sein Weg mit dem stolzen Crow Häuptling
Paints his shirt red (Joaquin Martinez), der ihn bei der ersten
Begegnung beobachtete wie er sehr ungeschickt einen Fisch fangen wollte.
Da Jeremiah Johnson nie an einem Ort bleibt, ist sein Leben in den
Bergen auch eine Odyssee. Er kommt zu einer Hütte, deren Bewohner von
Blackfood-Kriegern angegriffen wurde. Überlebt hat nur eine Mutter
(Allyn Ann McLeary) und ihr stummer Sohn (Josh Albee). Die Frau ist
wahnsinnig geworden, sie will auch nicht begreifen, dass ihre anderen
drei Kinder von den Rothäuten massakriert wurden. Johnson hilft der
besessenen Frau die Kinder zu begraben und nimmt auf Wunsch der Frau den
Jungen mit - er nennt ihn Caleb. Unterwegs treffen sie auf den
schlitzohrigen Halunken Del Gue (Stefan Gierasch), den die Indianer bis
zu seinen Hals in Sand eingegraben haben. Mit ihm treffen sie auf
christliche Flathead Indianer, die Johnson wie einen Helden behandeln.
Dort wird er auch mit Swan (Delle Bolton), der Tochter des französisch
sprechenden Häuptlings Chief Two Tongues Lebeaux (Richard Angarola)
vermählt. Er hat nun eine Frau und einen Jungen und mehr und mehr
gefällt ihm seine neue Familie. Die drei bauen ein Haus und Mann und
Frau verlieben sich auch langsam ineinander. Eines Tages taucht aber
eine Kavallerie-Patrouille auf. Die suchen den Weg zu einem vermissten
Wagentreck. Jeremiah lässt sich überreden den Männern den Weg dorthin
über die Bergpässe zu zeigen. Gegen seinen Willen und sein Gefühl lässt
er sich überreden die geheiligten Bestattungsgründe der Crows zu
überqueren, da dies eine 20 Meilen Abkürzung bedeutet. Als er heimkommt,
haben sich die Indianer bereits gerächt. Seine Frau und der Junge sind
getötet worden und in der Folge erwidert Jeremiah die Rache damit, dass
er alle Crows, die ihm über den Weg laufen, tötet. Die Crows erwidern
die Bluttat damit, dass sie immer einen ihrer Krieger schicken, um
Jeremiah zu töten. Doch er kann alle seine Gegner besiegen. Dies
bewirkt, dass er bei den Crows zu einem "Unbesiegbaren" wird. Eines
Tages sieht er auf dem Weg in der Entfernung den Häuptling. Doch dieser
hat es nicht auf einen Kampf abgesehen, von der Ferne aus hebt der
Indianer die Hand zum Gruß....
Als Schlußbild der vom kämpfen müde gewordene Mann aus den Bergen, der
diesen freundschaftlichen Gruß erwidert. Obwohl der Film nur eine
Laufzeit von 108 Minuten aufweisen kann, leistet er sich eine Ouvertüre
und eine Intermission mit der Filmmusik von John Rubinstein und Tim
McIntire, die ähnlich viel gelungene Atmosphäre beisteuert wie die Songs
von Leonard Cohen, die dieser für Robert Altmans "McCabe und Mrs.
Miller" schrieb. Die bombastische Kulisse ist auch wie geschaffen dafür,
dass Kameramann Duke Callaghan atmosphärisch dichte Bilder kreieren
kann. Robert Redford erweist sich tatsächlich als Idealbesetzung für den
Trapper - ein Schritt weiter in Richtung Weltkarriere. Besonders im
Heimatland USA wurde der Film ein großer Blockbuster. Er spielte 44
Millionen Dollar ein. Das Drehbuch wurde von John Milius (Regisseur von
"Conan, der Barbar) geschrieben.
"Jeremiah Johnson" ist ein Vorläufer von "Der mit dem Wolf tanzt" und
ist sogar noch eine Spur besser als Costners Ausnahmewestern.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen