Regie: Scott Cooper
Geschichte mit Blut geschrieben....
"Im Kern ist die amerikanische Seele hart, stoisch und mörderisch.
Sie ist noch nicht geschmolzen" - mit diesem Vorwort beginnt der düstere
Western "Hostiles" von Scott Cooper aus dem Jahr 2017. Cooper wurde
bekannt durch den sehr geglückten Neo Noir "Auge um Auge" mit Christian
Bale. Und auch in diesem Film, der in der Endzeit des Wilden Westens
spielt, ist Christian Bale wieder mit von der Partie. Seine Figur
Captain Joseph J. Blocker ist ein Veteran der Indianerkriege mit einem
Ruf als skrupelloser Killer. Tatsächlich ist er aufs Töten der Feinde,
der Ureinwohner spezialisiert und tauscht in einer der ersten Szenen mit
Master Sergeant Thomas Metz (Rory Cochrane), einem seiner besten
Freunde und ständiger Weggefährte in der Army, Erinnerungen an die alten
Zeiten aus. Erinnerungen, die eng mit dem Abschlachten der Indianer
verbunden sind und beide sprechen von diesen früheren Schlachten sehr
positiv. Der Zuschauer kann aber auch erahnen, dass Hass dafür
erforderlich war um solche Aktionen durchzuführen. So stellt Cooper
diesem Dialog die Anfangsszene als Verbindung dar: Inmitten einer
idyllischen Landschaft steht ein Farmhaus und drinnen spielt die Mutter
Rosalee Quaid (Rosamund Pike) für ihre beiden Mädchen Lehrerin und gibt
ihnen Unterricht. Der Vater ist draußen, als sich eine Horde Komantschen
dem Haus nähert. Sie haben es zwar in der ersten Linie auf die Pferde
des Farmers abgesehen, aber sie schrecken auch nicht vor Mord zurück.
Die Frau fleht ihrem Mann an die Flucht mit ihr und den drei Kindern
(das dritte Kind ist noch ein Säugling) zu wagen, doch der Mann will
unbedingt sein Hab und Gut verteidigen - er findet den Tod. Auch die
beiden Mädchen werden von den Pfeilen der Indianer tödlich getroffen.
Rosalee flieht mit dem Baby in den Wald. Immer mehr Blut wird sichtbar
beim umwickelten Kind - es hat auch nicht überlebt. Nur die Mutter
selbst bleibt am Ende traumatisiert im abgebrannten Farmhaus und kann
den Tod ihrer gesamten Familie noch gar nicht fassen.
Sie wird dort bleiben bis die Eskorte von Captain Joseph Blocker
(Christian Bale) dort zufällig vorbeikommt und die Witwe auf ihrer
Mission mitreiten lässt. Blocker hat den Befehl, dass er den schwer
krebskranken Cheyenne Häuptling Yellow Hawk (Wes Studi) vom Reservat in
seine Heimat nach Montana, ins ehemalige Stammesgebiet dem Tal der
Bären, bringen muss. Der Präsident der vereinigten Staaten hat diesen
letzten Wunsch als Gnadenakt dem ehemaligen Feind, der sehr bald sterben
wird, zugestanden. Blocker ist gar nicht erfreut, denn er kennt den
Indianerhäuptling als unerbittlichen Krieger, der zahlreiche Freunde von
Ihm abgeschlachtet hat.
Mit dem Häuptling darf auch dessen Familie, der Sohn Schwarzer Falke
(Adam Beach), Elk Woman (Q’orianka Kilcher), Living Woman (Tanaya
Beatty) und der Enkel Little Bear (Xavier Horsechief) den Großvater
begleiten. Blocker selbst hat einige Soldaten zur Unterstützung dabei,
u.a. den noch nicht sehr erfahrenen West Point Absolventen Lieutenant
Rudy Kidder (Jesse Plemons), den noch ganz jungen Private Philippe
Desjardins (Timothee Chalamet) und einige kampferprobte Veteranen. Auf
dieser Reise werden sich die Feinde (Soldaten vs. Cheyenne)
zusammenhalten müssen, um gemeinsam gegen die Komantschen bestehen zu
können. Die Feindschaft ist dennoch ständiger Begleiter. Und verstärkt
sich noch als die Gruppe bei einem Zwischenstopp in einem Fort einen
Häfltling mitnehmen muss. Diesem Charles Wills (Ben Foster) wird
vorgeworfen, ohne Befehl Indianer abgeschlachtet zu haben. Auch Wills
ist ein Bekannter aus Blockers umrühmlicher Vergangenheit als
Indianermörder. Gemeinsam nahmen die beiden Männer am Wounded Knee
Massaker teil und Wills kann nicht verstehen, warum er jetzt aufgrund
der gleichen Taten gehängt werden soll. Mit vielen Opfern erreicht die
Gruppe zuletzt ihr Ziel. Doch das ist noch nicht das Ende...
Coopers Odysee durch die Verbrechen der US-Armee gegen die Ureinwohner und dem daraus resultierenden sehr blutigen Verteidigungskampf der Indianer, was auf beiden Seiten zu sehr schwerwiegenden Verbrechen führte, ist Gegenstand dieses epischen Spätwesterns. Die perfekte Kameraarbeit von Masanobu Takayangi lässt den Western hervorragend aussehen. Die Macher hatten mit 39 Millionen Dollar ein recht üppiges Budget, an der Kasse wurden etwas mehr als 40 Millionen Dollar eingespielt. Somit war der Film nicht das erhoffte gute Geschäft. In der Werbung wurde dieser Western als Mischung aus "The Revenant" und "True Grit" angepriesen. Doch Ähnlichkeiten gibt es eher zu John Fords großem Meisterwerk "Der schwarze Falke" - auch dort ist der Hass zwischen Rot und Weiß ein großes Thema. Und die Protagonisten machen auf ihrem Weg eine Veränderung bzw. Läuterung durch. Es gilt den Hass zu überwinden. Nur ist "Hostiles" in seinem Ergebnis ernüchternder. Während Ethan Edwards die Tür aufmacht und vor ihm das Panorama des Wilden Westens erscheint, ist das Schlußbild in Coopers Bild entgegengesetzt. Zwar öffnet Christian Bale auch eine Tür, aber sie führt nicht hinaus, sondern eher in einen inneren Bereich.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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