Samstag, 12. Februar 2022

Das war Roy Bean (The Life and Times of Judge Roy Bean)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Huston

Der Richter...

 "Das war Roy Bean" wurde bei seinem Kinostart in Deutschland stark gekürzt. Auf der DVD liegt der John Huston Klassiker nun in der ungekürzten Fassung vor, was man nur begrüssen kann. Das Drehbuch wurde von John Milius verfasst und man sah in dem Western viel mehr seine Handschrift als die des Regisseurs. Der Filmsong "Marmalade, Molasses and Honey" wurde für einen Oscar nominiert und das Filmdebüt von Victoria Principal (die spätere Pam aus "Dallas") wurde mit einer Golden Globe Nominierung belohnt. "Roy Bean" wurde in den US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Texas gedreht, es entstand Produktionskosten in Höhe von 4 Millionen Dollar, doch dank des charsmatischen Hauptdarstellers Paul Newman spielte der Western mehr als 16 Millionen Dollar ein.  Einmal mehr wird die Geschichte des selbsternannten und selbstgerechten Richters Roy Bean erzählt. Die bekannteste Verfilmung stammt aus dem Jahr 1940 - in William Wylers "Der Westerner" spielte Walter Brennan den Richter so perfekt, dass er dafür einen Oscar erhielt. Die Version von John Huston geht etwas weniger sorgfältig mit den historischen Fakten um, aber John Huston gelingt eine Art schrilles Panoptikum des Wilden Westens.  Sein Biopic ist schrill, überzeichnet, respektlos,  vieles wirkt grotesk und der Regisseur gefällt sich in der Rolle, den Western mal nicht so bierernst zu zeigen. Die Geschichte beginnt in einem Teil des Wilden Westens, wo noch kein Gesetz herrscht. In der Grenznähe zu Mexico, westlich des Rio Pecos, existiert ein Nest namens Vinegaroon. Dort sollen Outlaws vor dem Zugriff der staatlichen Gewalt geschützt werden. Doch der Kneipenbesuch endet für Roy Bean (Paul Newman) fast tödlich. Er wird von den dort ansässigen Banditen und einigen Prostituierten ausgeraubt. Dank der Hilfe der jungen Mexikanerin Maria Elena (Victoria Prinzipal) bleibt er am Leben und er kann blutige Rache nehmen. Ab diesem Zeitpunkt ernennt er sich selbst zum Richter des Städtchens, ernennt einige später vorbeiziehende Gesetzlose zu seinen Mitarbeitern und sorgt auf seine ganz besondere Art und Weise für Recht und Ordnung in dem Städtchen, dass von nun an den Namen Langtry trägt - inspiriert von seinem Idol, der Sängerin Lillie Langtry (Ava Gardner) - für ihn die schönste Frau der Welt. Im Laufe seiner Amtszeit und unerbittlichen Herrschaft kommen viele seltsame Figuren in die Stadt. Angefangen von einem seltsamen Reverend (Anthony Perkins), einem Mountain Man namens Grizzly Adams (John Huston), der seinen Bär in Beans Obhut gibt oder der durchgeknallte Geisterbob (Stacy Keach), der den Richter abknallen will.In späteren Jahren zieht der Anwalt Frank Gass (Roddy McDowall) geschickt seine Fäden und leitet zeitgleich wie der Eisenbahnbau auch eine Wende im alten Westen ein. Statt Outlaws sind nun korrupte Politiker und Wirtschaftsbosse am Zug...

 

John Hustons Western entstand in einer für ihn etwas chaotischen Zeit. Seine Filme wirkten nicht mehr ganz so einheitlich, er versuchte sich an mehreren Genres. Dennoch hat Huston in dieser Zeit kleine verkannte Genreperlen wie "A walk with love and dead", "Fat City" oder "Der Mann, der König sein wollte" gemacht, die alle nicht ganz den Klassikerstatus seiner frühen Meisterwerke erreichten.
Sicherlich gehört auch "Roy Bean" zu diesen verkannten Perlen...in weiteren Nebenrollen sind Jacqueline Bisset als Beans resolute Tochter zu sehen und Tab Hunter taucht als Pferdedieb auf, der von Bean keine Gnade zu erwarten hat. "Roy Bean" hat einen recht guten Stellenwert im Genre Spätwestern, vielleicht gerade deshalb, weil er so unverschämt respektlos mit den Mythen umgeht.
Auch heute noch macht der coole Film Spass beim Anschauen.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

 

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