Regie: William Wiard
Der Held, der vergangenen Tage....
Der Schauspieler Steve McQueen wurde 1960 schlagartig durch den Western
"Die glorreichen Sieben" bekannt. Kinohits wie "Gesprengte Ketten",
"Kanonenboot am Yangtse-Kiang", "Cincinati Kid", "Nevada Smith",
"Papillon", "Thomas Crown ist nicht zu fassen", "Bullit" oder "Getaway"
machten ihn zu einem der erfolgreichsten Hollywood-Stars der 60er und
70er Jahre.
Leider verstarb McQueen am 7. November 1980 im Alter von 50 Jahren an
den Folgen seiner Krebserkrankung. Dennoch spielte er in diesem Jahr -
bereits von der Krankheit gezeichnet - noch in zwei Filmen die
Hauptrolle. Sein letzter Film wurde der Thriller "Jeder Kopf hat seinen
Preis" - vorher widmete er sich engagiert seinem Herzensprojekt "Tom
Horn".
Dieser Spätwestern über die bekannte Legende des Wilden Westens sollte
eigentlich von Don Siegel inszeniert werden, doch Steve McQueen mischte
sich zu sehr ein, so dass dieser sein Handtuch warf. Mit dem
Fernsehregisseur William Wiard wurde dann ein Mann gefunden, dem es
nichts ausmachte, dass McQueen, der auch Mitproduzent war, eigentlich
der Macher dieses Films wurde.
Am Ende des Films wird dieser Tom Horn (Steve McQueen) als erster von
ingesamt 9 Menschen im Wilden Westen mittels des sogenannten
"automatischen Ablaufs" gehängt. Diese von James P. Julian aus Cheynne,
Wyoming entworfene Todesmaschien wurde im Volksmudn "Julian Galgen"
genannt. Am Morgen des 20. November 1903 vollzog sich das Urteil für
einen Mann, der zu den Pionieren des Wilden Westens gehörte. Die
Schlinge um den Hals musste der gefesselte Horn die Falltür betreten.
Durch diesen Schritt startete er selbst den Vorgang seines Todes. Durch
sein Gewicht wurde ein dreiteiliger Stützbalken auf eine Druckfeder
niedergedrückt. Mittels Hebel wurde ein Ventil geöffnet, das durch einen
Schlauch Wasser aus einem Vorratsbehälter (ein Bleicheimer, der an
einem Kipphebel befestigt war) ausströmen ließ. Ein Gegengewicht war auf
der gegenüberliegenden Seite des Kipphebels aufgelegt. Durch das
ausfließende Wasser und das damit abnehmende Gewicht, kam das
Gegengewicht ins Gleiten. Nach Abrutschen vom Kipphebel fiel es nach
unten und zog über eine Umlenkrolle und angeknotetes Seil am
Stützbalken, der zum Kippen gebracht wurde. Dadurch öffente sich die
Falltüre und am Ende war der Genickbruch vollzogen. Es dauerte aber ein
bis zwei Minuten bis es zum Final Countdown kam, so hatte der wenig
aufgeregte Tom Horn noch Zeit der Menge mitzuteilen "ich hab noch nie so
viele leichenblasse Zuschauer gesehen".
Diese Rolle ist eine der stärksten in Steve McQueens Karriere und auch
sonst ist den Machern ein spröder, aber sehr intensiver Spätwestern
gelandet, der ganz in der Tradition der ersten Klassiker dieser Sparte
wie "Sacramento" oder "Liberty Valance" steht. Denn Wiards Film zeigt
dem Zuschauer auch einen Helden, der erkannt hat, dass die zeiten sich
ändern und seine große Zeit längst vorüber ist. So zahlt er gleich am
Anfang des Films lehrgeld, als er die Bekanntschaft des späteren
Boxweltmeisters Corbett (Steve Oliver) macht, der die Beleidigung seiner
Mutter von Horn nicht hinnimmt und ihm eine Lektion erteilt. Der Held
der in jungen Jahren Mitglied der Pinkerton Detektive war und als
Kundschafter der United States Armee den Apachen-Rebellen Geronimo
suchte, weiß noch nicht so recht, was er in Hagerville, Wyoming arbeiten
soll. Doch sein Ruf ist noch legendär und es ist auch bekannt, dass
Horn als Kopfgeldjäger gute Kasse machte. So wird er von Rancher John C.
Coble (Richard Farnsworth) im Namen vieler anderer Viehzüchter
engagiert dem Viehdiebstahl den Kampf anzusagen. Und tasächlich ist Horm
sehr erolgreich, weil er ohne Skrupel gegen die Viehdiebe zur Jagd
bläst. Daher steigen seine Beliebtheitswerte, auch die Lehrerin
Gwendoline Kimmel (Linda Evans) wird auf ihn aufmerksam und beide
verlieben sich. Er wird auch von den Ranchern zum fröhlichen
Hummer-Essen eingeladen. Seinen Job erledigt er mit Brutalität und
Härte. Als sein Pferd erschossen wird, jagt er dem sterbenden Täter die
ganze Ladung Munition vor Wut und Aggression ins Gesicht. Dann wendet
sich das Blatt. Die Zeitung ist auf dem Vormarsch und die Rancher sind
zunehemend um ihr Image besorgt. Man beschließt Horn zu beseitigen. Als
ein 14jähriger Hirtenjunge erschossen wird, wird der Verdacht durch den
durchtriebenen US-Marshall Joe Belle (Billy Green Bush) geschickt auf
Horn gelenkt....
Der große Verdienst des Film ist es, dass Tom Horn nicht beschönigt als
Legende dargestellt wird, sondern auch mit all seinen negativen
Charakterzügen, also auch als Killer, der seine Aufträge präzise und
ohne jede emotionale Regung verrichtet. Genauso werden aber auch seine
Sehnsüchte spürbar. Einen großen Anteil am Gelingen dieses sehr guten
Spätwestern hat sicherlich Kameraman John A. Alonzo, der sich mit seiner
Weltklasseleistung für Polanskis "Chinatown" nicht nur eine
Oscar-Nominierung erhielt, sondern auch zu einem der bedeutendsten
Kameramänner des Kinos aufstieg. "Ich, Tom Horn" ist so fotografiert wie
es sich ein Westernfan wünscht. Tolle Bilder des weiten Landes, dass
sich im Jahr 1901 im Wandel befindet.
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