Regie: Clint Eastwood
Clints erster von vier Western...
Wer ist der geheimnisvolle,zynische Fremde ohne Namen, den es in der
klirrenden Sonne in das kleine Wüstenkaff und Goldminenstädchen Lago
verschlägt..der Fremde ist wortkarg, schonungslos: Ein geheimnisvoller
Einzelgänger - einer wie aus den Dollar Filmen entsprungen.
Bereits eine Unterhaltung mit drei ortsansässigen Halunken in der Kneipe
zieht eine Schiesserei nach sich. Im Barber-Shop werden die drei
Maulhelden von dem Fremden durchlöchert. Gleich danach nötigt er ein
leichtes Mädchen zum Sex bzw. er vergewaltigt sie. Aber im Italo-Western
ist das Bild der Frau meistens eher abwertend geprägt. Sie ist die
widerspenstigen Zicke, die nur auf Druck reagiert und muss zum Sex
gebändigt werden, mittendrin beruhigt sie sich sehr schnell und macht
dann plötzlich gerne mit oder kann gar nicht mehr genug davon
bekommen...
Und: Der Fremde ist als Killer und wie man mit Weibern umgeht ein Wiederholungstäter...
Den Bewohnern kommt der überraschende Besuchs des Revolverhelden nicht
ungelegen, dann sie erwarten Stunk von drei kürzlich aus dem Gefängnis
entlassenen Galgenvögel, die noch eine Rechnung mit den Bürgern von Lago
offen haben. So versuchen sie den Fremden als Beschützer anzuheuern.
Dieser geht einerseits auf die Wünsche ein, stellt aber Forderungen:
Eine Bürgerwehr, der kleinwüchsige Mordecai (Aussenseiter der
Gemeinsaft), der einzige, der ihm bedingungslos ergeben ist, wird zum
Sheriff gemacht und die Bürger werden bald weitere Forderungen einlösen
müssen. Im stillen Kämmerlein wird gar wieder beratschlagt, wie man den
unverschämten Fremden wieder loswird, die Bewohner zeigen sich
hinterhältig, korrupt und feige...doch man wird den Verdacht nicht los,
dass vielleicht auch Rache das Motiv des Fremden sein könnte. Ist er gar
ein apokalyptischer Reiter ? In seinem Träumen sieht er immer wieder
einen Mann, der von anderen zu Tode gepeitscht wird...
Die englische Fassung ist leider ohne deutsche
Untertitel, aber vielleicht dahingehend interessant, weil es in der
Schluss-Sequenz als es um die Auflösung geht, wer der Fremde nun
wirklich ist, deutliche Unterschiede im Dialog gibt. Die
Original-Fassung ist für meine Begriffe schon näher am mystischen
Charakter des Racheengels, seine Mission "Hell" (das ganze Dorf ist
irgendwann rot eingefärbt) wesentlich geheimnisvoller und legendärer.
Der Film wurde 1973 von Clint Eastwood selbst gedreht, es war nach
"Sadistico" seine erst zweite Regiearbeit und der klasse fotografierte
Film darf durchaus als Referenz an den Italo-Western, an Sergio Leone
und vielleicht auch an Don Siegel, mit demŽEastwood damals auch viel
zusammenarbeitete, gesehen werden. In jedem Fall steht der Western dem
Spaghetti-Genre näher als den US-Western. Filme wie dieser, die aber als
Art Bindeglied beider Varianten stehen, leiteten aber den Spätwestern
ein. Eastwood selbst versuchte sich bereits 1975 mit "Der Texaner"
wieder in West Manier, herausgekommen ist eine Odyssee oder ein
Panoptikum des Westens. Jahre später folgen dann seine sehr
amerikanischen Meisterwerke "Pale Rider" und "Erbarmungslos".
Bereits beim High Plains Drifter wird sein grosses Können und sein
grandioser Stellenwert in diesem Genre sichtbar....leider dauerte es
viele Jahre bis Eastwood auch von der Kritik als ernstzunehmender
Autorenfilmer honoriert und geschätzt wurde. In den 70ern galt er als
Prototyp des stoischen Actionhelden.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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